2. Juni 2024

Herzmauern

Ich lasse los. Immer mehr, immer weiter. Komme meinem Wunsch nach völliger Freiheit jeden Tag ein Stückchen näher. Gerade erst habe ich wieder gelernt Bewertungen und Meinungen loszulassen. Gefühle gehen zu lassen. Mich aus emotionaler Abhängigkeit zu lösen. Fühle mich frei und bereit mein Herz endlich wieder zu öffnen. Ohne Angst und ohne Kompromisse. Mein Wunsch nach echter Nähe so groß. Gesehen, gehalten, geliebt. Möchte mich hingeben. Möchte mich öffnen. Möchte lieben und geliebt werden. Und ich bin so sicher!

Jetzt weiß ich was ich will. Ich predige es jedem, der es nicht hören möchte. Meine Vorstellung von Beziehung hat sich in den letzten Jahren geändert. Denn ich habe es endlich geschafft mir zu verzeihen für all die Jahre, die ich mich hingegeben habe in eine Verbindung, die ich so nicht wollte. In eine Rolle, die ich mir habe zuweisen lassen. Ja, ein goldener Käfig in dem ich gesessen habe. Aus Liebe! Und aus dem Bedürfnis heraus zu helfen. Zu retten, da zu sein.

Weil ich immer auch wollte, dass mir geholfen wird. Ich wollte Hilfe und wusste eigentlich gar nicht wofür. Denn die letzten zwei Jahre haben mir gezeigt, dass ich keine Hilfe brauche. Alles was ich brauche, trage ich in mir. Mit meinem Mut und meinem unbändigen Willen meinen eigenen Weg zu gehen, kann ich alles erreichen und schaffen, was ich in diesem Leben erreichen und schaffen möchte. Ich „brauche“ nichts und niemanden.

Und dennoch bin ich dankbar für all die Wegbegleiter und helfenden Hände. Manchmal sind es die richtigen Fragen. Manchmal ein lieb gemeinter Ratschlag. Manchmal eine liebevolle Umarmung und manchmal ein Anruf zur richtigen Zeit. Manchmal sind es Worte, manchmal einfach nur Blicke. Manchmal sind es Begegnungen, die zu Freundschaften werden. All das ist Hilfe auf meinem Weg, die ich dankbar annehme und die mich ein Stück weiter zu mir bringt. Doch die Schritte, die muss ich immer selber gehen. Die Schritte durch Angst, Unsicherheit, Trauer, Wut und auch die durch großes Glück, Freude und Abenteuer.

Ich wünsche mir eine Verbindung. Eine tiefe, innige und offene Verbindung. Ich möchte mich zu jederzeit hingeben und fallen lassen können. Nicht weil ich es brauche, sondern einfach, weil es möglich ist. Weil beide bereit sind, sich so sehr um sich selbst zu kümmern, dass es möglich ist, die Scheunentore der Seele so weit zu öffnen, dass der andere jederzeit hereinspazieren kann, um es sich gemütlich zu machen. Ein offenes Ohr, ein offener Arm, ein offenes Herz.

In meinem Hirn brennt sich diese Vorstellung tief ein. Und während ich so sicher bin, dass ich hierfür absolut bereit bin, erkenne ich auf dem Weg des Lebens, dass ich genau davon sehr, sehr weit entfernt bin!

Die Mauern um mein Herz sind hoch, fest und äußerst stabil. Die Verletzungen tief und die Angst unfassbar groß. Niemand, wirklich niemand wird es noch einmal wagen diese Mauern einzureißen…

Ich merke das zunächst gar nicht, als die Schmetterlinge fliegen. Ich mich fühle wie 16 und gar nicht so richtig weiß, was mir dieses Gefühl im Bauch eigentlich sagen will. Ich verstehe es erst, als sich der Nebel lichtet und mich große Unsicherheit überkommt. Die ganze alte Geschichte läuft wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Ich fühle unglaubliche Wut, Enttäuschung und große Traurigkeit. Ich fühle mich nicht gesehen und erlaube mir gleichzeitig gar nicht wirklich gesehen zu werden. Ich habe das Gefühl ich komme gar nicht so richtig ran. Und gleichzeitig verbiete ich mir selber, mich auch nur ein kleines Stückchen zu öffnen.

Ich fange an jedes Verhalten, jede Äußerung und jede Nichtäußerung zu interpretieren. Ich hinterfrage jede Regung und vor allem jede Nichtregung. Ich weiß ganz genau was da los ist, welche Gründe dies und jenes hat und habe für jedes Verhalten eine ganz kompetente Erklärung.

Und dann schaue ich in den Spiegel und merke plötzlich… All das bin ich! Es ist meine Angst. Es ist meine Unsicherheit. Es ist meine Verletztheit. Es sind meine Grenze, die ich setze. Alles ist meins. Ausschließlich meins! Nichts davon hat mit dir zu tun.

Du bist lediglich der Spiegel meiner Seele. Ich war so sehr damit beschäftigt aufzupassen, dass mir meine Geschichte nicht noch einmal passiert, dass ich alles was passiert und was nicht passiert ist auf dich zu projizieren.

Aber das ist nicht die Wahrheit! Ganz damals, als ich losgegangen bin, war ich eine andere. Ich bin so weit gekommen. Bin so unglaublich weit gereist und ich bin sicher noch nicht angekommen. Aber ich bin so viel näher bei mir selbst. Zum ersten Mal in meinem Leben liebe ich mich selbst so sehr, wie niemand anderen auf der Welt. Ich bin unglaublich verbunden mit mir und ich bin so sicher diesen Zustand nicht mehr herzugeben.

Und dann beobachte ich mich, wie ich nur noch damit beschäftigt bin Ursachen im Außen zu suchen. Mich anzupassen. Kompromisse zu machen. Ausreden und Erklärungen zu finden für etwas, was ich gar nicht bin.

Ich bin nicht aus Zucker. Ich bin aus Sternenstaub und Abenteuer. Ich will dieses Leben mit jeder Faser meines Körpers erleben. Ich will die Sonnenstrahlen im Herzen konservieren und ich will im Regen tanzen. Ich will diese Freiheit hier nie wieder hergeben und ich möchte alles erleben, was mir das Leben schenkt.

Ich baue die Mauern jetzt ab. Ich lasse wieder jemanden herein. Ich lerne Mitgefühl und Geduld. Ich bleibe bei mir und erlaube mir diesen Weg in meinem Tempo zu gehen. Ich halte die Verbindung zu mir und erlaube mir, mich liebevoll hinzugeben und die Scheunentore meiner Seele zu öffnen. Vielleicht magst du hereinspazieren…

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