7. Juni 2022

Die Reise in die Berge

Als ich im März so lange krank war und die Zeit bei meinen Eltern verbrachte, plante ich meine erste Reise.

Nachdem ich nun keine Arbeit mehr habe, wollte ich unbedingt erstmal Abstand und eine Auszeit für mich. Ich muss die letzten Monate erstmal sacken lassen. Ich will gerne in die Berge. Irgendwie schien es mir so, dass ich alle Sorgen und Probleme und Ängste auf den Gipfeln der Berge am besten loswerden kann.

So mache ich mich auf den Weg in die Steiermark nach Österreich – in die Ramsau am Dachstein. Ganz schön weit, so ganz alleine. „Der Weg ist das Ziel“ denke ich mir und so mache ich noch eine kleine Reise in die Vergangenheit, bevor ich mich auf neue Pfade begebe. Meine Reise führt über Rothenburg ob der Tauber, Ulm, München und Salzburg in die Ramsau. Die Tage sind aufregend. Ich lerne, alleine unterwegs zu sein. Und es macht mir großen Spaß. Doch die vielen Eindrücke unterwegs wollen verarbeitet werden.

Ich bin froh, als ich schließlich am Ort meiner Bestimmung ankomme und mein kleines Tinyhaus im Garten von Kirsten und Klaus beziehe. 18qm sicherer Hort und kuscheliges Nest für die nächsten zwei Wochen. Es gibt nicht viel und ich habe auch nur die nötigsten Sachen aus dem Koffer geholt und diesen wieder ins Auto gebracht. Wanderschuhe, ein paar Leggings, kuschelige Pullis und warme Socken ist alles, was ich in dieser Zeit brauche. Es ist großartig. Kirsten kocht so lecker und Klaus versorgt mich mit allem, was ich brauche.

Hier bin ich nun angekommen, mit meinen ganzen Sorgen und Problemen, Ängsten und zahlreichen undefinierbaren Gefühlen. Ich habe eine begleitete Auszeit gebucht. Mit Klaus gehe ich in den Bergen wandern, wir reden viel und wir versuchen etwas Licht in mein Dunkel zu bringen. Ich lerne meine Stärken und Schwächen kennen und ich forme ein Profil von mir. Zum ersten Mal rede ich über Träume und Wünsche in meinem Leben. Die Berge lehren mich Demut, aber auch große Freiheit. Ich verfluche die Anstiege und ich genieße die atemberaubenden Aussichten, wenn ich oben angekommen bin. Ich lerne Wege einfach zu gehen und ich genieße die Naturschauspiele, die Sonne und Wolken mir jeden Tag aufs Neue bescheren.

Ich lasse mich mutig herausfordern auf ein Fahrrad zu steigen (in den Bergen) und werde von Tag zu Tag ruhiger. Ich lerne Gefühle und Geschichten loszulassen, sie mit Pfeil und Bogen weit wegzuschießen und ich fange an meine eigene Geschichte aufzubrechen. Ich darf mir verzeihen, ich darf mir aber auch eingestehen, dass ich keine Schuld habe. Ich habe nichts falsch gemacht.

Eine Kinesiotherapie bei Kirsten bringt mir zudem erste bahnbrechende Erkenntnisse über mich selbst. Ich bekomme erste Werkzeuge zur Selbsthilfe an die Hand und ich lerne von diesen beiden wunderbaren Menschen, wie man sich mit viel Mut und Selbstvertrauen das Leben aufbaut, welches man sich wünscht. Das möchte ich auch!

Und diese Reise ist der erste Beweis dafür! Wäre an diesem einen Wochenende im März nicht alles über mir zusammen gebrochen und wäre ich nicht bei meinen Eltern so umsorgt gewesen und hätte ich nicht entschieden in die Berge zu fahren, sondern lieber ans Meer … dann wäre das alles so nicht passiert. Ich bin zur richtigen Zeit, am richtigen Ort, mit den richtigen Menschen. Ich bin so unendlich dankbar dafür!

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