13. September 2022

Die Reise nach Skandinavien

Als ich Ende Juni mit meinen Eltern aus unserem Südtirolurlaub zurückfuhr, bekam ich die Anfrage eines lieben Freundes, ob ich Anfang September mit ihm in den Urlaub fliegen wolle. Ich musste nicht lange überlegen. Ich sagte direkt zu. Wir würden selber fliegen, mit einem weiteren Flugzeug.

Der Urlaub muss nach dem Wetter geplant werden. Zum Glück ist in diesem Zeitraum das Wetter im Süden schlecht und es steht ein Hoch über Skandinavien. Das ist unser favorisiertes Ziel und es klappt! Also auf nach Dänemark und Schweden.

Wir starten von Paderborn nach Kopenhagen. Eine wunderschöne, moderne Stadt. Wir schlendern durch die Altstadt am Wasser entlang zum Königshaus. Wir essen Zimtschnecken in der Sonne und besuchen am Nachmittag den nostalgischen Freizeitpark „Tivoli“, der mitten in der Innenstadt liegt. Am Abend machen wir noch eine Bootstour über die Kanäle von Kopenhagen. Ein toller Tag, bevor es weiter geht nach Göteborg.

Weiter geht es nach Göteborg. Mein persönliches Highlight auf der Reise. Göteborg hat neben der modernen Innenstadt eine wunderschöne Altstadt. Was mir aber am besten gefällt, ist der Schärengarten vor Göteborg. Hier fahren die Boote im Linienverkehr zu den größeren und kleinen Inseln. Mit unserem Tagesticket können wir ein- und aussteigen, wo wir wollen. Es ist wie eine andere Welt. Wenn man hier ist, dann versteht man, was Hygge bedeutet. Hier gehen die Uhren anders. Hier ist Ruhe und Entspannung. Hier ist alles etwas anderes. Aber so besonders. So besonders schön. Das skandinavische Lebensgefühl wird hier sichtbar, spürbar und erlebbar. Am liebsten wäre ich hier geblieben.

Von Göteborg geht es mit einem Zwischenstopp in Visingsö, eine kleine Insel im Vätternsee, weiter nach Stockholm. Hier bleiben wir drei Tage. Am ersten Vormittag ziehe ich alleine los. Nach so viel Zeit, die ich mit mir alleine verbracht habe, brauche ich ab und zu eine Pause von der Reisegruppe. Ich gehe in die Stadt und schlendere durch die Geschäfte. Einkaufen in Stockholm ist besonders. Sicherlich gibt es hier ähnliche Geschäfte wie in jeder deutschen Großstadt, aber es ist so entspannt. Alles sehr aufgeräumt. Die Leute haben keinen Stress und es läuft so nette Musik in den Geschäften. Irgendwie empfinde ich selbst das Einkaufen hier anderes als bei uns. Am Nachmittag gehen wir in den Freizeitpark „Gröna Lund“. Ich fahre Achterbahn! Ich teste damit meine Grenzen aus und überschreite diese deutlich. Gut, wenn man die schwarze Bahn mit Looping und freiem Fall auch direkt als Erstes fahren muss … Ich denke kurz ich würde sterben, aber schon im nächsten Moment fühle ich mich so unglaublich frei. So frei wie lange nicht mehr. Ich bin kein Fan von Freizeitparks, aber das hier tut mir richtig gut! Ich kann gar nicht aufhören, Karussell zu fahren. Ich genieße die Geschwindigkeit, die schnellen Richtungswechsel, die kurze Orientierungslosigkeit, bevor ich am Ende wieder mit beiden Füßen am Boden stehe. Auch wenn es manchmal ziemlich wackelt. Karussell fahren ist wie das Leben. Es ist grandios! Am nächsten Tag gehen wir in die Altstadt, fahren mit der U-Bahn, machen einen Abstecher zu IKEA und besuchen die Icebar. Das Hardrock Café und der Einkauf von original schwedischem Knäckebrot darf natürlich auch nicht fehlen, bevor es zur letzten Station unserer Reise nach Gotland geht.

Letzter Halt: Gotland. Von Kopenhagen im Süden nach Göteborg an der Westküste, über Stockholm an der Ostküste, sind wir nun auf Gotland – mitten in der Ostsee. Die Urlaubsinsel der Schweden. Doch Mitte September ist die Urlaubszeit vorbei und auf der Insel ziemlich wenig los. Wir landen und wohnen in Visby. Das Hotel entpuppte sich entgegen dem ersten Eindruck, einer ziemlich heruntergekommenen Baracke, als fast bestes Hotel der Reise. Mein Favorit bleibt das Scandic Göteborg Central, aber dieses Hotel hier hat ein fantastisches Frühstück. Es ist guter Ausgangspunkt für den Besuch der historischen Altstadt. Historisch trifft es wirklich ganz gut, denn auf Gotland gibt es die meisten Kirchen der Welt. Und alle kaputt. Ich habe noch nie so viele kaputte Kirche auf einem Fleck gesehen. Sehr beeindruckend. Am zweiten Tag mieten wir ein Auto und erkunden die Insel. Zumindest den Norden. Wir sehen Höhlen, blaue Lagunen, abgefahrene Steinformationen und jede Menge Steilküsten. Die Landschaft ist schroff und rau. Es ist windig. Aber die Sonne scheint und der Himmel ist strahlend blau. Es ist unglaublich schön hier. Diese Weite und diese wenigen Menschen hier machen das Erlebnis einzigartig.

Für einen Tank- und Zwischenstopp nach Paderborn zurück machen wir noch eine Landung in Flensburg. Ich freue mich auf ein bisschen maritimes Flair und günstigen Alkohol. Bis zur Landung ist auch alles prima. Doch dann steigen wir zum ersten Mal nach zehn Tagen in ein deutsches Taxi mit einem deutschen Taxifahrer. Rückwirkend betrachtet wäre ich die Strecke vom Flugplatz zum Hotel lieber gelaufen. Bäämmmm… Da wirst du schnell auf den deutschen Boden der Tatsachen zurückgeholt. Der Fahrer redet und meckert die ganze Fahrt über. Er regt sich auf über dies und das und die teuren Preise und Tante Inge und Oma Liese. Wir gucken uns verdutzt an und wünschen uns umgehend wieder auf die andere Seite der Grenze zu wechseln. Es ist beeindruckend, wie schnell man dem skandinavischen Leben verfallen kann. Wie gut es tut, nicht nonstop vollgelabert zu werden und nicht den ganzen Tag lang zu meckern. Einfach die schöne Landschaft genießen, Zimtschnecken essen und seinem Leben nachgehen. Dank des furchtbaren Taxifahrers können wir Flensburg nicht mehr viel Schönes abgewinnen. Einzig genießen wir es, dass die Cocktails hier gerade mal die Hälfte kosten und spülen damit unseren Rückreisefrust einfach herunter. Doch die Erstsemesterparty, in die wir aus Versehen herein geraten sind, ist sehr amüsant. Ich bekomme ein selbstgebasteltes Krönchen geschenkt, welches ich dank meiner drei Cocktails freudig und sehr selbstbewusst durch die Flensburger Nacht trage. Schon komisch, diese Deutschen.

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