17. August 2022

Grenzerfahrung Rothaarsteig

Schon so lange geplant und nie in die Tat umgesetzt. Diesen Sommer ist es so weit. Wandern auf dem Rothaarsteig. Nur mit Rucksack und Zahnbürste. Drei Tage. Knapp 50 km. Meine Mama und ich und ganz wenig Gepäck. Kein Make-up, keine Wimperntusche, dafür Sonnencreme und Blasenpflaster.

Der erste Tag startet in Hochheide und geht über Küstelberg nach Winterberg. Geplant waren 15 km. Allerdings ist hier in der Streckenberechnung wohl etwas schiefgegangen und wir kommen nach 21 km und ziemlich am Ende unserer Kräfte in Winterberg an. Zwei Wochen Österreich haben meine Füße unbeschadet überstanden. Heute kann ich keinen Schritt mehr vor den anderen machen. Zu wenig getrunken, zu viel gelaufen und vermutlich auch noch die falschen Socken. Zumindest letzteres kann man noch beheben.

Am nächsten Morgen scheint das Abenteuer kurz vor dem Abbruch. Totalausfall und völlige Erschöpfung. Herzrasen und Schlaflosigkeit. Auf keinen Fall ziehen wir heute die Wanderschuhe wieder an. Von dem netten Apotheker lerne ich, dass Schmerzmittel in Verbindung mit Koffein besonders gut wirkt. Nach einem Kaffee und den entsprechenden Tabletten kommen wir langsam wieder auf die Beine. Die Entscheidung: Wir gehen weiter!

Der zweite Tag führt uns von Winterberg über den Kahlen Asten nach Langewiese. Rund 10 km rauf und runter durch das Land der 1000 Berge. Das Sauerland zeigt sich heute von seiner schönsten Seite. Wir kommen in den Flow. Die Strapazen der Nacht sind bald vergessen. Lediglich meine Füße sind schwer beleidigt in den dicken Wanderschuhen. Sie würden wohl lieber barfuß laufen. Und das dürfen sie dann auch. Am Abend in Langewiese genießen wir die frische Luft, das schöne Licht und ich drehe eine Runde über den Barfußpfad bevor wir nach einem schönen Sonnenuntergang erschöpft und glücklich ins Bett fallen.

Der dritte und letzte Tag beginnt mit dichtem Nebel. Nach einem leckeren Frühstück lichtet er sich langsam und schenkt uns angenehmstes Wanderwetter auf unserem Weg über den Rothaarsteig Skulpturenweg bis nach Schanze. Fast ebenerdig geht es Kilometer lang durch den Wald, bis wir nach einem letzten Anstieg am Ziel ankommen. Rund 16 km haben wir heute hinter uns gebracht. Nach einem Besuch auf dem Kyrillpfad lassen wir uns im Garten des „Schanze 1“ nieder und genießen ein Eis und ein wohl verdienten Lillet Wild Berry. Meine Füße dürfen aus den Schuhen. Die Beine dürfen ausruhen.

Etappenwandern ist definitiv eine Erfahrung wert. Es ist ein cooles Gefühl alles, was man hat selber auf den Schultern zu tragen. Zu erfahren, dass es nichts mehr braucht als eine Zahnbürste und ein paar Wechselklamotten. Und natürlich den Willen, einfach immer weiterzugehen. Wenn Füße schmerzen, Beine nicht mehr wollen und der Körper bis an seine Grenzen geht. Dann einfach weiterzugehen und die Grenzen im Kopf zu sprengen und Schritt für Schritt zu laufen, bis plötzlich das Ziel vor einem liegt. Das ist großartig. Es ist so viel mehr möglich als man glaubt. Verbunden mit der Schönheit der Natur, verschmelzen mit Luft, Wald und Wiese. Die Schönheit der eigenen Heimat kennenlernen und am Ende vollkommen erschöpft am Ende aller Kräfte zu sagen: Wir haben es geschafft!

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