15. Oktober 2024

Inseltagebuch

Ich bin wieder hier. In meinem Revier. So könnte man es vielleicht sagen. Genau ein Jahr ist nun vergangen seit meinem ersten Yoga Urlaub hier auf Juist.

Es fühlt sich an wie heim kommen. Runterkommen, ankommen…
Juist ist ein Stück Heimat geworden. Heimat in mir. Wenn das Schiff in den Hafen einfährt, der Wind pustet, die Menschen winken und die Pferdekutschen geduldig auf ihre Gäste warten, dann fühlt es sich an wie nach Hause kommen. Das Geräusch der Kofferrollen auf dem Kopfsteinpflaster ist vertraut. Angekommen.

Ungeduldig laufe ich die Dünen entlang, bis am Strandabgang endlich mein Blick aufs Meer fällt. Weite, Freiheit, nach Hause kommen.

Mein Herz schlägt schnell und meine Seele tanzt!
Es ist diese besondere Magie hier. Hören, spüren, sehen. Alles ist magisch… Die Wolken ziehen, die Wellen peitschen. Die letzten Sonnenstrahlen fallen auf den Strand. Und in meinem Rücken machen die Wolken Platz und die Mondin schaut hervor.

Ja, ich bin jetzt da. Ich bin bereit. Für alles was jetzt kommen mag. Atme tief ein und aus und bin einfach nur da. Angekommen, heim gekommen!

Moin Juist!

Montag, 14. Oktober 2024 – Tag 1

Ich wache auf. Die Nacht war kurz. Ich habe schlecht geschlafen. Meine Augen ganz dick. Mir ist kalt. Der Himmel ist grau. Dicke Wolken hängen wie Ballast über mir. Die erste Yogastunde am Morgen und das Frühstück tun gut. Doch ich möchte einfach nur wieder ins Bett. Mit Wärmflasche und Tee. Der Himmel immer noch grau. Die Stimmung am Tiefpunkt. Meine Erwartungen sind so groß an diese Woche. Ich spüre doch, dass da etwas in mir passieren möchte. Hier auf Juist ist doch das Universum zuhause. Wo ist es denn? Warum zieht es mir gerade all mein Energie? Ich werde milde mit mir und lasse es geschehen. Ankommen, runterkommen. Ich schlafe und entspanne mich. Am Nachmittag raffe ich mich auf und gehe an die frische Luft. Es regnet. Es ist immer noch grau. Aber die frische Luft tut gut. Das Rauschen der Wellen ist gleichmäßig und laut. Stille in meinem Kopf. Ich spaziere am Strand und durch die Stadt. Doch heute ist mir alles zu viel. Die Meditation am Abend schenkt mir Ruhe. Alles ist gut. Ich darf mir diese Zeit nehmen, um hier anzukommen. Vielleicht hat es das auch einfach gebraucht.

Am Abend lockert es auf. Der Himmel ist blau. Wolken verziehen. Nach der Meditation steigt Unruhe in mir auf. Die Sonne beginnt ihren Untergang. Schuhe an und los. Raus an den Strand. Die Brandung tobt. Der Strand leuchtet golden. Das Meer glitzert bunt. Die Sonne präsentiert ihr vollste Schönheit.

Der graue Morgen bringt einen magischen Abend! Ich ziehe die Schuhe aus und laufe ins Wasser. Es ist eiskalt. Es durchzuckt mich. Gott sei Dank! Ich bin lebendig… Das hier ist Juist. Das hier ist die Zauberinsel… Der Weg führt nach vorne. Immer der Sonne entgegen! Die Zukunft ist magisch. Und golden.

Was für ein versöhnliches Ende mit diesem ersten Tag hier auf der Insel.

Dienstag, 15. Oktober 2024 – Tag 2

Der erste Blick am Morgen geht in den Himmel. Ein paar Wolken, aber ich ahne schon, dass heute ein schöner Tag wird. Die Sonne geht auf und der Himmel zeigt sein schönstes Blau. Energie steigt in mir hoch. Der Körper freut sich auf Bewegung am Morgen und dieses traumhafte Frühstück.

Direkt nach dem Frühstück muss ich ans Meer. In Schlappen, ohne Socken, einfach nur ans Meer. Die Sonne scheint schon kräftig. Die Wellen toben, der Strand noch relativ leer. Wasser unter meinen Füßen. Tief einatmen und ausatmen. Heute wird ein guter Tag!

Ich bin angekommen. Im Hier und Jetzt. Stress und Anspannung fallen ab. Mein System beruhigt sich. Die Seele atmet tief durch. Es gibt nichts zu tun. Es gibt nichts zu erwarten und nicht zu erledigen. All i have to do is listen! And do what makes me happy. Den Sand zwischen den Zehen und das kalte Wasser unter den Füßen. Die Nase in der Sonne. Das macht mich gerade glücklich!

Und heute habe ich eine ganz besondere Mission. Heute darf diese innere Veränderung Ausdruck finden. Hier an diesem Ort, auf dieser Insel. Mit all der Magie des Universums.

Und dann war da noch der Nachmittag in den Dünen. Kaffee, Kekse, die Dünen, die Sonne und ich. Es gibt nichts zu tun, als hier zu liegen. Dem Meer zuhören und einfach nur zu sein. Hier und Jetzt in diesem Moment. The universe ist here! And i am with it!

Mittwoch, 16. Oktober 2024 – Tag 3

Hier gibt es heute nichts zu sehen. Hier gibt es heute nur zu sein. Der Engel der Leichtigkeit schenkt mir heute einen Tag in voller Annahme und Integration. Annahme meiner Selbst und allem was gerade ist.

Ich war nach dem Yoga und dem Frühstück in der Sauna. Ruhe, Entspannung, Sein. Und dann war ich in der Kirche. Ein Ort der Stille, im wahrsten Sinne des Wortes. Es tut so gut völlige Stille zu erleben. Nicht mal das Meer war zu hören. Kein Hufgetrappel der Pferdekutschen. Einfach nur Stille. Heute war es schön, diese Stille auszuhalten. Zu genießen und einfach nur zu sein. Denn da ist so viel gerade. Sorgen, Zweifel, Angst, aber auch Dankbarkeit, Glück und Frieden. Ich glaube es ist alles gut. Und dennoch kommen manchmal diese Gefühle und diese Unsicherheit.

Manchmal kann ich diese Momente alleine nur schwer aushalten. Manchmal wünschte ich, ich könnte sie abgeben. Müsste nicht all das alleine fühlen. Aber andererseits kann niemand mir etwas abnehmen oder für mich fühlen. Ja, manchmal war das Leben früher einfacher. Manche Sorgen einfach nicht da. Doch dann kommt diese tiefe Gefühl von Stolz. Ich habe das alles geschafft. Alles ganz alleine. Und ich schaffe es auch in Zukunft.

Auch wenn der Weg gerade noch nicht zu sehen ist. Er ist da und er wird sich zeigen. Das Leben darf wirken und ich darf geduldig sein. Und einfach sein. Es gibt gerade nichts zu tun. Die Unruhe in mir darf sich beruhigen. So wie das Meer am Abend. Einfach still. Alles ist gut!

Manchmal ist die Seele einfach so voll, dass sie überläuft. Dann sind die Tränen keine Traurigkeit, sondern einfach nur Dankbarkeit für alls das hier!

Donnerstag, 17. Oktober 2024 – Tag 4

Heute ist Vollmontag. Die Energie hängt auf mir. Ich bin müde in den Tag gestartet. Da war das bewegungsreiche Yoga genau richtig um die Lebensgeister zu wecken. Nach dem Frühstück hatte ich das große Bedürfnis nach Ordnung und Sauberkeit. Ordnung im Außen bringt Ordnung im Innen. Anschließend einen leckeren Tee und meine Vollmondtrance.

So richtig komme ich nicht in Gänge, möchte aber gerne an den Strand und an die frische Luft. Zum Vollmond um 13.26 Uhr sitze ich am Strand und schaue aufs Meer. Es ist heute ruhig, es ist fast windstill und ganz mild. Ich setzte meinen Marsch fort und begebe mich auf meine Wanderung rund um den Hammersee. Ein verwunschener und verschlungener – ganz magischer – Weg führt auf der einen Seite des Sees entlang. Knorrige Bäume, verworrene Büsche, schmale Pfade. Hier erlebt man den Herbst am ehesten, denn ein kleiner Wald umgibt den See, der seine Blätter färbt.

Doch ich bin heute müde. Mir fehlt jede Energie. Es fällt mir unglaublich schwer und ich bin völlig erschöpft als ich ins Hotel zurückkehre. Nach einer Stärkung und einer Pause begeben wir uns zur meditativen Stunde. Die kommt heute genau im rechten Moment.

Und dann am Abend starten wir unser Vollmondritual am Strand. Alle acht Frauen machen sich auf den Weg. Wir bilden einen kraftvollen Frauenkreis, verbrennen unsere „Loslass-Wünsche“ am Strand und übergeben unsere Wünsche durch Blüten ans Meer. Es ist völlig dunkel. Der Himmel bewölkt. Das Meer rauscht leise als wir unser Mantra singen. Ein bisschen verrückt, aber irgendwie auch magisch. Ich mag es mit all diesen Frauen und deren Geschichten verbunden zu sein. So unterschiedlich wie die Leben selbst. Und doch sind wir so eng beieinander.

Wir lachen und singen und essen Eis. In dieser Vollmondnacht, die so viel Heilung und Transformation bringen darf. Die Energien sind wild und irgendwie auch schön. Es ist eine aufregende Reise deren Wendungen unaufhaltbar sind. Ich bin glücklich, weil ich hier an diesem schönen Ort bin.

Ebbe und Flut. Kommen und Gehen. Loslassen und Empfangen. Es ist die Dualität, die unser Leben ausmacht. Hingeben in den Fluss des Lebens. Wer weiß was diese Energien noch alles bringen!

Happy Fullmoon!

Freitag, 18. Oktober 2024 – Tag 5

Der letzt Tag ist angebrochen. Der Nebel hängt schwer über der Insel. Die Luft ist feucht und frisch. Das letzte Mal Yoga. Die Bewegung am Morgen treibt die Müdigkeit aus den Knochen. Ich bin unglaublich müde. Das Frühstück weckt Lebensgeister. Leichter Stress bricht aus. Es stehen Erledigungen an. Und die Uhren auf der Insel gehen anders und geben hier den Takt an.

Am Mittag kehre ich zurück und packe meinen Koffer. Alles fühlt sich nach Aufbruch an. Das fällt schwer. Denn die Insel und vor allem diese lieben Menschen hier fühlen sich nach Heimat an. Ich könnte ewig so weiter leben. Liebe diesen Austausch, diese schönen Gespräche, den vielen Spaß, den wir zusammen haben und diese viele Alleinezeit mit mir am Meer. Während mein Herz schwerer wird reißt der Himmel auf. Die Sonne kommt raus und der Himmel strahlt sein schönstes Blau.

Ich nutze den Nachmittag und gehe noch einmal an den Strand. Es ist unglaublich warm. Es fühlt sich nach Sommer an. Wildes Treiben. Kinder spielen im Sand, Menschen liegen in Sonne. Das Meer rauscht leise vor sich hin. Ich suche mir einen Platz in den Dünen und liege in der Sonne. Sie scheint warm.

Habe ich genug getan? Habe ich Zeit bestmöglich genutzt? Habe ich gut für mich gesorgt? Fragen lärmen in meinem Kopf. Ich atme tief ein und aus und werde still. Ja! Es gibt nichts zu tun! Alles ist gut.

Das nehme ich mit aus dieser Zeit. Alles ist gut! Es gibt nichts zu tun. Keine Erwartungen, keine Hoffnungen. Einfach nichts. Einfach nur sein und genießen. Ich habe tolle Menschen getroffen, ich habe spontane, schöne Abende verlebt. Ich habe einen traumhaften Sonnenuntergang erlebt. Ich habe den Vollmond am Strand zelebriert. Ich habe Dinge zum ersten Mal getan. Ich habe Grenzen überwunden und habe Heilung geschehen lassen.

Ich hatte das leckerste Abschiedsessen, das man haben kann. Und ich habe meinen ersten Strandspaziergang im Vollmond gemacht. Es ist schon dunkel, doch der Strand ist so hell erleuchtet, als hätte jemand das Licht angemacht. Der Himmel leicht bewölkt. Er ist tief blau. Sterne sind zu sehen. Und strahlend schön thront er da. Der Mond! Wir laufen ihm entgegen. Immer geradeaus. Das Meer schwappt leise an den Strand. Die Skyline von Juist mit ihren vielen Lichtern liegt rechts von uns. Die Kraft des Mondes, die Schönheit der Nacht und die frische Luft schenken uns einen grandiosen Abschluss eines völlig unerwarteten Tages! Danke Juist!

Samstag, 19. Oktober 2024 – Tag 6

Reisetag! Ich bin früh wach. Wieder einer dieser Nebelmorgende. Ein letztes leckeres Frühstück. Ein letztes Beisammensein mit all diesen tollen Frauen. Und dann nutze ich die Zeit vor der Abreise, um noch einmal ganz alleine an den Strand zu gehen.

Er liegt da. in dickem Nebel. Das Meer ist kaum zu sehen. Der Weg entsteht im Gehen, bis ich direkt am Wasser stehe. Immer dem sanften Rauschen nach. Keine Menschenseele ist zu sehen. Es ist still. Es ist feucht und es ist nebelig. Es ist ein mystischer Morgen. So besonders.

Ich spaziere eine Weile am Strand und genieße die Stille und die feuchte Luft. Eines Tages wird sich der Nebel lichten. Der Weg wird klar und deutlich vor mir liegen. All diese Bilder hier spiegeln das Leben meiner Seele. Ich bin unglaublich müde und ein bisschen erschöpft. Aber ich bin innerlich so ruhig und entspannt. Der Atem fließt im Gleichklang der Wellen. Es ist Frieden. Einfach nur Frieden.

Und das nehme ich mit von dieser Zeit auf Juist, die so ganz anders war als im letzten Jahr. Doch gleichermaßen bewegend. Ich merke, wie sehr ich in der Zwischenzeit gewachsen. Wie klarer jetzt schon der Weg ist, als damals noch. Ich jeden Tag mehr entdecke wie ich sein möchte. Die Zeit und die Menschen so inspirierend.

Und ich nehme mit, dass es noch viel mehr Achtsamkeit haben darf. Noch langsamer, noch entspannter, noch ruhiger. Aufmerksamer mit mir selbst. Ich muss nicht mehr die erste sein. Ich muss nicht mehr die schnellste sein. Ich weiß, dass alles für mich kommt, wie es kommen soll. Ich lasse mich immer weiter reinfallen in den Moment. Ins Hier und Jetzt. In mich selbst. Höre noch mehr zu, was es gerade braucht. Das Licht der Achtsamkeit und der Engel des Segens begleiten mich nach Hause.

Die Stimmung heute ist trüb und grau. Aber ich weiß, dass dahinter die Sonne wohnt. Sie scheint in meiner Zukunft und jeden Tag tief in mir. Es gibt nichts zu tun. Alles ist gut!

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