5. September 2024

Meilensteine

Es war dieser eine kurze Augenblick. Vielleicht waren es zehn Sekunden, vielleicht ein paar mehr.  Damals an diesem grauen Dezembermorgen, den 30. Dezember… kurz vor Silvester am Frühstückstisch. Zehn Sekunden für die Antwort auf diese eine Frage, die mein ganzes Leben veränderte: „Was ist eigentlich los mit dir?“

Ich hatte genau zwei Möglichkeiten. Entweder ist sage nichts und bleibe und mache einfach weiter oder ich nehme genau jetzt all meinen Mut zusammen und spreche… Und ich habe gesprochen.

Und ab diesem Moment veränderte sich alles!

Ich bin vielleicht selbst gelaufen, aber ich war zu jeder Zeit geführt. Ich hatte keine Ahnung wie es gehen könnte. Ohne Job, ohne Wohnung, ohne Mann. Aber ich war geführt. Ich wusste es wird sich regeln. Und wenn ich heute zurückschaue, dann kann ich das bestätigen… Es hat sich geregelt. Immer und immer wieder.

Ich bin damals aufgewacht und wusste „Es ist so weit, ich muss gehen.“. Es gab nur diese eine Wohnung. Ich habe sie sogar nochmal abgesagt, weil ich Angst bekommen habe. Aber genau diese eine Wohnung war für mich bestimmt. Sie gab mir Zuflucht und Sicherheit und es hätte keinen besseren Ort geben können als für mein Auszeit im Jahr 2022.

Gerade angekommen und bereit endlich Ruhe zu finden, haute das Leben mir erneut Steine in den Weg. Warum verlassen mich Menschen, die mein letzter Anker sind. Hoffnung und Zuversicht. Ich habe so lange dieses Warum hinterfragt. Und plötzlich wusste ich, dass es genau zu diesem Zeitpunkt so passieren musste. Dass ich alleine weiter gehen musste. Dass ich genau das brauchte, um zu sehen wohin ich mich verrannt hätte.

Und wäre das nicht passiert, dann hätte ich mich niemals auf die Reise in die Berge begeben. Dort, wo ich mir zum ersten Mal die Frage gestellt habe, was ich denn eigentlich will im Leben. Und in diesem behüteten und umsorgten Umfeld, konnte ich die ersten Schritte auf diesem neuen Weg machen. Meinem eigenen Weg.  

Mit dieser Reise sind so viele Neues entstanden. Es sind so viele Menschen in mein Leben gekommen. Es sind so viele Dinge entstanden. Ich habe so viel über mich gelernt und so viele Erkenntnisse bekommen. Plötzlich wurde alles so klar und ich wusste, wie es weiter gehen kann.

Doch mitten in einem Bewerbungsprozess eine Absage zu bekommen, in die ich meine ganze Hoffnung gesetzt hatte, tat weh. Aber für mich war es damals die stille Erlaubnis endlich nach Hause zu gehen. Das, was ich eigentlich die ganze Zeit schon wollte. Es aber nicht wahrgenommen habe. Mir nicht erlaubt habe. Manche Dinge passieren, damit etwas viel Besseres kommen kann!

Und wäre ich nicht nach Hause gegangen und hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt dort übergangsweise bei meinen Eltern zu wohnen, dann hätte ich auch nicht die Möglichkeiten gehabt im nächsten Job meine Stunden zu reduzieren als ich krank war. Ich hätte nicht die Möglichkeit gehabt diesen Sommer im Garten zu liegen und gesund zu werden. Mir die Zeit und die Pause zu nehmen, um diesen Burn Out heilen zu lassen.

Und mit jedem Tag, den ich heilte und neue Energie spürte, spürte ich auch, dass dieser Job noch nicht der richtige war. Ich hatte mich aber nicht getraut sofort wieder aufzugeben. Das macht man ja nicht. Und dann kam die Kündigung, die mir diese Entscheidung einfach abnahm und mich erneut auf den Weg des Vertrauens schupste. Und es ergab sich. Sogar so schnell, dass ich kaum Zeit hatte zu realisieren.

Und wieder wartete eine Lernaufgabe auf mich. Lehrte mir, dass ich genau hinsehen darf und genau schauen darf wo und mit wem ich arbeite und meine Zeit verbringe. Ich durfte lernen worauf es mir ankommt. Und ich bin wieder gesprungen. Denn diesmal war das Vertrauen schon so groß, dass ich wusste, es klappt. Es hat schon so oft geklappt, es wird wieder klappen. Und das hat es auch!

Das Leben hat mir diesmal sogar die nötige Zeit geschenkt, eine Reise über den Polarkreis zu machen, die mich und meine Sichtweise erneut komplett verändert hat. Und dann hatte ich noch die Zeit anzukommen in meiner neuen Wohnung und diesem Ort, den ich endlich mein Zuhause nennen kann.

Und wieder musste ich dem Leben vertrauen, denn wieder war ich auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Es dauerte ein bisschen, weil Zweifel und Misstrauen mich immer wieder überkamen. Aber je ruhiger ich wurde, desto klarer wurden die Dinge. Und es klappte! Ich bin sicher und geführt.

All dieser Erfahrungen haben mich immer wieder auf meinen Weg zurückgebracht. Zu mir und in mein Vertrauen. Ich wusste ja selbst oft nicht, was ich möchte. Aber ich wusste, dass ich das, was ich hatte nicht mehr wollte. Und in dem Moment, in dem ich mich öffnete und mir erlaubte den Horizont zu weiten, wirkte das Universum. Und zwar immer. Immer für mich!

Ja, es ist schwierig, wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Ja, die Angst ist immer größer als das, was vielleicht entstehen könnte. Ja, es gibt verschiedene Bedingungen, die es uns bisweilen schwieriger mache, eine Entscheidung zu treffen. Ja, wir haben im Leben nicht immer nur Verantwortung für uns selbst.

Und doch bin ich der tiefen Überzeugung, dass wir eine Entscheidung immer nur für uns selber treffen müssen. Dann wirkt das Universum. Dann passiert Magie. Sich in diesem Vertrauen auf den Weg zu machen, öffnet Türen und Möglichkeiten, die von hier, von diesem Standpunkt und im jetzigen Moment noch gar nicht sichtbar sind. Ja, es erfordert Mut loszugehen, ohne zu wissen wohin. Ja, es macht Angst das Gewohnte zu verlassen. Ja, es kostet uns die Sicherheit im Leben. Aber mit all meinem Erleben, meinen Erkenntnissen und allem, was passiert ist, kann ich nur sagen: Es funktioniert!

Ich liebe diesen Weg und ich habe diese tiefe Freude und Ungeduld in mir, was mir dieses Leben noch schenkt. Loslassen, hingeben und das Universum einfach machen lassen. Es nimmt so viel Druck, es erlöst von so vielen Gedanken. Es gibt Frieden und Ruhe. Ich spüre keine Angst mehr. Ich weiß, dass es alles so kommt, wie es kommen soll. Und ja, manchmal werde auch ich wach und habe diese panischen Gedanken, wie etwas gehen soll. Aber wenn ich dann zurückschaue und sehe wie weit ich gekommen bin und was ich geschafft habe, dann weiß ich einfach so tief in mir, dass alles möglich ist. Denn wenn nichts sicher ist, dann ist ALLES möglich!

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